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Reza Pahlavi: Eine Alternative oder ein Hindernis für den Wandel

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16-07-2025

Reza Pahlavi: Eine Alternative oder ein Hindernis für den Wandel

Dr. Khalil Khani, emeritierter Professor für Naturressourcen, Universität Teheran

Reza Pahlavi: An Alternative or an Obstacle to Change – The Free Iran Scholars Network 

Die Lage im Iran befindet sich an einem kritischen Wendepunkt. Die Unzufriedenheit in der Bevölkerung und der Widerstand nehmen zu. Das Regime ist schwächer als je zuvor und sieht sich mit einer existenziellen Bedrohung seiner eigenen Existenz konfrontiert.

Inmitten dieses Aufruhrs präsentiert sich Reza Pahlavi, der Sohn des gestürzten Schahs, als selbsternannter Anführer der Opposition. Die 37-jährige Herrschaft seines Vaters war geprägt von eiserner Faust, grassierender Korruption, weitverbreiteter Folter und zahlreichen Hinrichtungen.

 

Direkte Kommunikationslinie zur Revolutionsgarde
Am 29. Juni 2025 kündigte Pahlavi die Einrichtung eines sicheren Kommunikationskanals für Mitglieder der Islamischen Revolutionsgarde Revolutionsgarde (IRGC) sowie für Angehörige des Geheimdienstministeriums innerhalb Irans an, die sich seinem Team anschließen möchten.

Das Anmeldeformular fordert die Interessierten auf, sich zu identifizieren und die Institution auszuwählen, in der sie tätig sind:

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Die Übersetzung:

In welcher Einrichtung oder Organisation arbeiten Sie?
• Armee
• Ministerium für Nachrichtendienste und Sicherheit
• Polizei (Staatliche Sicherheitskräfte)
• Islamische Revolutionsgarde (IRGC)
• Basidsch
• Andere staatliche Institutionen
• Nichtstaatliche Tätigkeiten

 

Reza Pahlavis jüngste Initiative, Mitglieder des iranischen Geheimdienstministeriums und der Revolutionsgarde (IRGC) für seine „One-Man-Show“ zu gewinnen, ist auf erhebliche Kritik und Spott gestoßen.

Während viele Iraner im Inland wie auch in der Diaspora dieses Manöver als PR-Aktion abtun – als einen verzweifelten und kläglichen Versuch, trotz seines fehlenden Rückhalts innerhalb Irans an Relevanz zu gewinnen –, hat die Initiative dennoch tiefe Besorgnis unter einfachen Iranern im In- und Ausland ausgelöst. Diese Sorge ist besonders ausgeprägt angesichts der dokumentierten Rolle dieser Organisationen bei der Folterung und Ermordung von Dissidenten und Demonstrierenden. Zunehmend wird befürchtet, dass dieses Projekt indirekt mit dem iranischen Regime verbunden sein und möglicherweise dazu dienen könnte, die iranische Diaspora zu unterwandern und die Aktivitäten des Regimes im Ausland auszuweiten.

Reza Pahlavi hat öffentlich seine Bereitschaft bekundet, mit Personen zusammenzuarbeiten, von denen er behauptet, sie hätten ihre Verbindungen zur IRGC – einer von den USA als Terrororganisation eingestuften Gruppe – abgebrochen. Diese Haltung hat die Besorgnis nur noch verstärkt und viele dazu veranlasst, die wahren Absichten und möglichen Konsequenzen einer solchen Initiative zu hinterfragen.

In einem Interview mit Iran International TV im Jahr 2018 sagte Pahlavi: „Ich habe bilaterale Kontakte zur Armee, zur IRGC und zur Basidsch, und wir kommunizieren.“

Im Jahr 2016 erklärte er im persischsprachigen Programm der BBC: Die IRGC „könnte eine Rolle spielen“, selbst nachdem das derzeitige Regime gestürzt worden sei.

Und 2017 äußerte er sich im persischsprachigen Programm von VOA wie folgt: „Sind alle Revolutionsgardisten Terroristen? Nein. … Ich sage ihnen: Ihr habt gegen die irakische Armee für Iran gekämpft, und ihr habt für Iran geblutet. Ihr seid Teil des iranischen Volkes.“

 

Autoritäres Verhalten
Reza Pahlavi bezeichnet sich selbst als „Anführer“ und behauptet, er habe die Führungsrolle im Kampf des iranischen Volkes gegen das Regime sowie für eine Übergangsperiode übernommen – ohne anzugeben, wer ihn für diese Position bestimmt haben soll. Einige seiner Unterstützer gehen noch weiter und verkünden: „König Reza Pahlavi ist der Gott eines jeden Iraners.“ Die Haltung dieses selbsternannten Anführers lässt auf ein autoritäres Denken schließen.

Er hat wiederholt seine Nostalgie für die Diktatur seines Vaters zum Ausdruck gebracht.

Das Regime des Schahs – geprägt von Zensur und Folter durch die SAVAK – verbot 1975 alle politischen Parteien mit Ausnahme seiner eigenen, was zur Inhaftierung Tausender politischer Gefangener führte. Das iranische Volk, das die Monarchie 1979 stürzte, hat deutlich gemacht, dass es nicht zu einem System zurückkehren will, in dem die Macht in den Händen einer einzigen Person oder Familie liegt.

Während der Proteste im Jahr 2022 lehnten die Iraner sowohl das derzeitige Regime als auch eine Rückkehr zur Monarchie explizit ab. Parolen wie „Nieder mit dem Unterdrücker, ob Schah oder [Oberster] Führer“ hallten durch das ganze Land – ein Ausdruck des breit getragenen Wunsches nach Demokratie und der klaren Ablehnung jeglicher Form von Autokratie.[1]

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Verbindungen zur SAVAK und zu früheren Gräueltaten
Reza Pahlavis Verbindung zu ehemaligen SAVAK-Funktionären – der berüchtigten Geheimpolizei des Schahs, die für massive Menschenrechtsverletzungen verantwortlich war – wirft ernsthafte Bedenken auf. Die SAVAK war verantwortlich für Folter, außergerichtliche Tötungen und die Unterdrückung von Dissens, mit Schätzungen von Tausenden politischen Gefangenen.

Bei einer von Pahlavis Anhängern organisierten Kundgebung 2023 in München wurden Poster von Parviz Sabeti, einem ehemaligen stellvertretenden Chef der SAVAK, mit dem Slogan „Albtraum zukünftiger Terroristen“ gezeigt – eine Verherrlichung seiner Rolle. Seine Verbindung zu diesem repressiven Apparat, der laut Medienberichten zeitweise auch als Pahlavis Berater fungierte, deutet auf eine Duldung der autoritären Methoden aus der Ära seines Vaters hin.

 

Neofaschistische Tendenzen
Reza Pahlavis Unterstützer beteiligen sich häufig an Aktivitäten, die mit neofaschistischen Strömungen assoziiert werden, welche Diktaturen verklären und demokratische Werte verachten. Ihre Rhetorik – ausgerichtet auf „starke Führung“, Verachtung für Pluralismus und die Wiederherstellung der Monarchie – offenbart ihre wahren Ziele. Sie versuchen, ein System wiederzubeleben, das vom iranischen Volk bereits gestürzt wurde. Anstatt das Regime zu bekämpfen, ahmen sie dessen autoritären Instinkt nach. Jede demokratische Bewegung, die sich mit solchen Elementen einlässt, wird diskreditiert, ihre moralische Klarheit verwässert und ihre Mission beschädigt.

In sozialen Medien sind Pahlavis Anhänger dafür bekannt, jeden anzugreifen, der die Gründung einer demokratischen Republik im Iran fordert – oft mit sexuellen Beleidigungen und sogar Todesdrohungen, um Gegner zum Schweigen zu bringen. Diese Angriffe erfolgen häufig in Koordination mit der Cyber-Armee des derzeitigen Regimes. Mehrere enge Vertraute Pahlavis gehörten früher selbst zum aktuellen Regime. Es wird angenommen, dass einige von ihnen weiterhin Kontakt zum Geheimdienstministerium des Regimes pflegen.

 

Fehlende Unterstützung aus der Basis
Echter politischer Wandel im Iran wird nicht aus dem Exil diktiert – er wird von den Netzwerken der Aktivist:innen, Studierenden, Arbeiter:innen und Frauen getragen, die auf den Straßen ihr Leben riskieren.

Reza Pahlavi fehlt jegliche organisierte, breit verankerte Unterstützung innerhalb Irans. Viele in der iranischen Diaspora betonen diesen Punkt und stellen fest, dass es sich bei seinem Auftreten in Wirklichkeit um eine „One-Man-Show“ handelt, die sich allein um ihn selbst dreht.

Pahlavis Strategie beruht auf der Illusion, durch Hilfe der Revolutionsgarde (IRGC) und ausländischer Mächte an die Macht zu gelangen. Diese Strategie ist jedoch zum Scheitern verurteilt, angesichts des tiefen Hasses, den die iranische Bevölkerung gegenüber allen hegt, die mit dem bestehenden Regime in Verbindung stehen. Kurz gesagt: Die Iraner würden niemals ein neues Regime tolerieren, dessen Mitglieder aus den Reihen oder Überresten des Mullah-Regimes stammen, das sie jahrzehntelang unterdrückt hat.

Die historische Abhängigkeit der Pahlavi-Dynastie von ausländischen Mächten hat bei vielen Iraner:innen zu einer tiefen Abneigung gegenüber Reza Pahlavi geführt. Sein Großvater, Reza Schah, wurde 1921 von den Briten an die Macht gebracht und 1941 – wegen seiner Nähe zu Nazi-Deutschland – ebenfalls von den Briten abgesetzt. Anschließend wurde sein Sohn Mohammad Reza Pahlavi als Schah eingesetzt. 1953 musste Mohammad Reza aufgrund landesweiter Unruhen kurzzeitig aus dem Iran fliehen, wurde jedoch durch einen CIA-MI6-Putsch in Zusammenarbeit mit der Geistlichkeit wieder auf den Thron zurückgebracht.

 

Fazit
Reza Pahlavis monarchistische Ambitionen, seine Verbindungen zu SAVAK-Figuren, seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit der Revolutionsgarde und das völlige Fehlen einer Unterstützungsbasis im Iran machen ihn zu keinem geeigneten Kandidaten für eine demokratische Alternative zum Mullah-Regime. Seine Vision steht für eine Rückkehr zum Autoritarismus der Vergangenheit – und nicht für den demokratischen Aufbruch, den die Iraner:innen verdienen.

Die Revolution von 1979 war weder ein Ruf nach Theokratie noch ein Schrei nach Monarchie – sie war eine kollektive Ablehnung beider Systeme. Sie war die Geburt eines Volksverlangens nach Gerechtigkeit, Freiheit und Souveränität. Dieser Kampf endete nicht mit Khomeinis Verrat – er setzt sich bis heute fort im Widerstand gegen die klerikale Diktatur ebenso wie gegen alle Versuche, einen neofaschistischen Monarchismus wieder einzusetzen.

Die Zukunft Irans liegt nicht im Schatten alter Throne oder turbantragender Tyrannen – sie liegt in den Händen des iranischen Volkes: jener Menschen, die für Demokratie, Menschenrechte und eine säkulare Republik kämpfen. Jeder zukünftige Weg muss sowohl die Unterdrückung durch die Mullahs als auch das Erbe des Schahs zurückweisen.

Sich einem von beiden zu nähern bedeutet, zurück in die Dunkelheit zu schreiten. 
[1] Students in Iran’s universities chant: Down with the Oppressor, Be it the Shah or the Supreme Leader

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