Iran: Brot wird zum Luxus – öffentliche Wut wächst
Der Preis für Brot, ein Grundnahrungsmittel iranischer Haushalte, ist in den letzten Monaten im gesamten Iran dramatisch gestiegen und hat die finanzielle Belastung der ohnehin schon angeschlagenen Bevölkerung noch weiter verschärft.
Diese Krise ist eine direkte Folge der Politik des Regimes, zu der unter anderem drastische Subventionskürzungen und eine chaotische Dezentralisierung der Preiskontrolle gehören. Diese Maßnahmen drängen die Bäcker an den Rand des Ruins und entfachen weitverbreiteten öffentlichen Unmut.
Die explodierenden Kosten für ein Grundnahrungsmittel
Aktuelle Marktdaten zeigen eine alarmierende Entwicklung der Brotpreise. Seit Februar/März 2025 sind die Kosten für „Fantasiebrot“ oder Industriebrot um sage und schreibe 84 % gestiegen. So stieg beispielsweise der Preis für eine Standardpackung Baguettes, die im Februar/März 2025 noch 19.000 Toman kostete, im April/Mai 2025 auf 29.000 Toman und bis Anfang Juni 2025 sogar auf 35.000 Toman.
Das entspricht fast einer Verdoppelung der Kosten in etwas mehr als drei Monaten. Die Krise erstreckt sich auch auf traditionelles Brot: Berichten aus einigen Provinzen zufolge haben sich die Preise seit Anfang Juni 2025 verdoppelt.
Politik des Regimes: Ein Motor der Krise
Die Hauptursachen für diese Preisexplosion sind bewusste politische Entscheidungen des Regimes. Dazu gehören die deutliche Kürzung der Mehlsubventionen für Bäckereien und die abrupte Streichung staatlicher Unterstützung für die Versicherungsprämien von Bäckern.
Mehdi Omidvar, Sprecher der des Regimes, verdeutlichte die prekäre Lage und nannte ein Beispiel: Die Versicherungskosten einer Bäckerei für drei Angestellte stiegen von rund 4 Millionen Toman im Januar/Februar 2025 auf 14 Millionen Toman nur zwei Monate später. „Wie soll diese Differenz bezahlt werden?“, fragte Omidvar und verwies auf den immensen finanziellen Druck.
Verschärft wird das Chaos durch Präsident Massoud Pezeshkians Politik, die Brotpreisgestaltung an die Provinzgouverneure zu delegieren. Diese Dezentralisierung, die als Maßnahme zur Verhinderung von „Preisunordnungen“ dargestellt wurde, ermöglichte es der Zentralregierung de facto, die direkte Verantwortung für die daraus resultierenden Preissteigerungen zu umgehen. Gleichzeitig rechnet das Regime im Staatshaushalt 2025 mit Einnahmen von 20 Billionen Toman aus dem Verkauf sowohl subventionierten als auch nicht subventionierten Mehls. Dies deutet darauf hin, dass hinter der Politik, die Konsumenten und Produzenten gleichermaßen belastet, eindeutig finanzielle Motive stecken.
Bäckereien gehen pleite, Lebensgrundlagen werden zerstört
Bäckereibesitzer befinden sich in einer unhaltbaren Lage. Sie sehen sich mit stark gestiegenen Kosten für wichtige Rohstoffe wie Mehl und Hefe sowie Lohnerhöhungen von über 30 % konfrontiert, stehen aber oft unter Druck, die bisherigen Verkaufspreise beizubehalten.
Omidvar erklärte ausdrücklich: „In dieser Situation wird dem Bäcker gesagt, er solle sein Brot zum alten Preis verkaufen.“ Dieses unhaltbare Modell, verschärft durch anhaltende technische Probleme mit dem Brot-Managementsystem (Nanino) des Regimes und verspätete Subventionszahlungen, treibt viele Bäckereien in den Bankrott und bedroht einen wichtigen Bestandteil der iranischen Lebensmittelversorgungskette.
Ein Symptom eines tiefen wirtschaftlichen Verfalls
Die Brotkrise ist kein Einzelfall, sondern ein deutliches Symptom des allgegenwärtigen wirtschaftlichen Missmanagements und der systemischen Korruption des Regimes. Auch die Preise für andere Grundnahrungsmittel wie Lammfleisch (von 980.000 auf über 1,1 Millionen Toman pro Kilo innerhalb eines Monats gestiegen) und Hühnchen (um 12 % auf 109.000 Toman pro Kilo) explodieren.
Pintobohnen verzeichneten allein im Februar 2025 eine Inflationsrate von 153 %. Dies geschieht vor dem Hintergrund gescheiterter, milliardenschwerer „Wirtschaftsmotor-Projekte“ unter dem ehemaligen Präsidenten Ebrahim Raisi, die nur zu 22 % fertiggestellt wurden, und laufender Pläne, bis zu 18 Millionen Menschen von den Subventionslisten zu streichen, was bedürftige Familien zusätzlich gefährdet.
Steigender Unmut trifft auf Unterdrückung
Der unerträgliche wirtschaftliche Druck hat unweigerlich zu einem öffentlichen Aufschrei geführt. Bäcker, deren Lebensunterhalt direkt bedroht ist, sind in zahlreichen Städten auf die Straße gegangen. Am 17. Mai 2025 brachen Proteste in Isfahan, Ahvaz, Birjand, Kermanshah, Ghom, Shahinshahr und Maschhad aus. Die Bewegung weitete sich seitdem aus und am 21. Mai schlossen sich Spezialbäcker in Yazd an. Am 24. Mai deuteten Berichte darauf hin, dass Sicherheitskräfte einen Protest in Maschhad gewaltsam aufgelöst hatten.
Diese Unruhen spiegeln Warnungen aus dem Regime selbst wider: Mehrere Parlamentsabgeordnete äußerten Ende April 2025 ihre Befürchtung vor einem drohenden Volksaufstand aufgrund steigender Preise und stagnierender Einkommen.
Die eskalierende Brotkrise im Iran ist eine direkte Folge der destruktiven Wirtschaftspolitik des iranischen Regimes. Diese ist geprägt von Misswirtschaft, der Priorisierung des eigenen finanziellen Gewinns gegenüber dem Gemeinwohl und dem Versuch, durch chaotische Dezentralisierung Schuld von sich zu weisen. Indem das Regime ein Grundnahrungsmittel zunehmend unerschwinglich macht, verschärft es nicht nur die wirtschaftliche Not von Millionen, sondern schürt auch die von ihm so gefürchtete Unzufriedenheit in der Bevölkerung. Brot, einst ein Symbol für Nahrung und Stabilität, ist heute zu einem machtvollen Symbol für das Versagen des Regimes und zum Brennpunkt wachsender nationaler Frustration geworden. Dies unterstreicht die dringende Notwendigkeit eines grundlegenden Wandels im Iran.