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Irans Gefangene rufen: „Nein zur Hinrichtung!“

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۲۴ مهر ۱۴۰۴

Irans Gefangene rufen: „Nein zur Hinrichtung!“

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·       Mindestens 1.500 Gefangene warten allein im Gefängnis Ghezelhessar auf die Vollstreckung ihrer Todesurteile (Video von zum Tode Verurteilten im Hungerstreik – sie sind in akuter Not).

·       Bitte drängen Sie den Beauftragten der Bundesregierung für Menschenrechte, Prof. Lars Castellucci, zu einer eiligen Stellungnahme.

Der Iran unter der Herrschaft der Mullahs erlebt eines der dunkelsten Jahre seiner jüngeren Geschichte. In den ersten neun Monaten des Jahres 2025 erreichte die Zahl der Hinrichtungen 1.200 – der höchste Wert seit 36 Jahren. Landesweit wurden in diesem Jahr mindestens 39 Frauen hingerichtet.

Die Tötungsmaschinerie hat sich auf direkte Anordnung des Obersten Führers Ali Khamenei beschleunigt. Hinrichtungen finden täglich statt – oft im Geheimen, ohne faire Verfahren und in eklatanter Missachtung des Völkerrechts. Politische Gefangene, ethnische Minderheiten und Frauen sind überproportional betroffen.

In diesem Klima der Angst ist hinter den Mauern des größten Gefängnisses des Landes ein Funken des Widerstands aufgeflammt. Am 13. Oktober traten rund 1.500 zum Tode verurteilte Insassen des Gefängnisses Ghezel Hesar in einen Massenhungerstreik, um gegen die Hinrichtung ihrer Mitgefangenen zu protestieren. Sie verweigerten das Essen und riefen in den Korridoren der Abteilung 2 „Nein zur Hinrichtung“. Bereits am nächsten Tag schlossen sich Häftlinge aus weiteren Trakten an – einer der größten kollektiven Hungerstreiks der vergangenen Jahre.

Geschmuggelte Augenzeugenberichte zeichnen ein gespenstisches Ritual: nächtliche Verlegungen in Einzelzellen – und bei Tagesanbruch die leeren Betten. Der Gefängnisdirektor, Karamollah Azizi, drohte, Küche und Laden im Gefängnis zu schließen, falls die Insassen weitermachten. Ihre Antwort war unmissverständlich: „Schließt sie ruhig. Schlimmer als jetzt kann es nicht werden.“

Nach Angaben des Nationalen Widerstandsrats Iran (NWRI), der politischen Koalition für eine demokratische und säkulare Republik, wurden in den ersten 22 Tagen des persischen Monats Mehr (etwa 23. September bis 14. Oktober) mindestens 170 Menschen hingerichtet – eine Person alle drei Stunden. Der NWRI appellierte an die Vereinten Nationen und die Europäische Union, die Streikenden zu unterstützen und weitere Hinrichtungen zu stoppen.

Derzeit sitzen im Iran mindestens 17 politische Gefangene im Todestrakt und sehen ihrer baldigen Hinrichtung entgegen. Ihnen wird die Nähe zur Hauptoppositionsbewegung, den Volksmojahedin Iran (PMOI/MEK), vorgeworfen.

Die internationale Empörung wächst. Menschenrechtsorganisationen fordern ein weltweites Moratorium und gezielte Sanktionen gegen die Verantwortlichen. Doch Teheran bleibt ungerührt und rechtfertigt die Erhängungen als „Vollstreckung göttlicher Gerechtigkeit“.

Auf der Londoner Konferenz am 11. Oktober, die mit dem Welttag gegen die Todesstrafe zusammenfiel, warnte die NWRI-Gewählte Präsidentin Maryam Rajavi, das Regime Khameneis „stehe auf den Pfeilern von Hinrichtungen und Repression“.

Rajavi argumentierte, das Schweigen des Westens ermutige Teheran: „Hört auf, die Menschenrechte unserer unterdrückten Landsleute zu verschachern. Macht eure Beziehungen zu diesem Regime von einem sofortigen Stopp der Hinrichtungen abhängig.“ Sie bekräftigte die Vision ihrer Bewegung von einem Iran ohne Hinrichtungen und Folter – gegründet auf Vergebung und Menschlichkeit statt auf Vergeltung.

Im Innern des Landes wächst die Solidarität. Politische Gefangene im Trakt 7 des Evin-Gefängnisses veröffentlichten eine Erklärung zur Unterstützung des Streiks in Ghezel Hesar. Darin nannten sie die Todesstrafe eine „grausame und unmenschliche Strafe“ und riefen die Bürger auf, sich vor Gefängnissen zu Protesten zu versammeln. Ihr Appell spiegelt die landesweite Kampagne der „Nein-zur-Hinrichtung-Dienstage“ wider – inzwischen in der 90. Woche –, bei der Häftlinge in 52 Gefängnissen symbolische Proteste gegen die Todesstrafe koordinieren.

Der Mut dieser Gefangenen hat die Mauer der Angst des Regimes durchbrochen. Ihr gemeinsamer Widerstand erinnert an die moralische Kraft von Hungerstreiks in anderen finsteren Kapiteln der Geschichte. Jede Erklärung „Wir sterben im Protest, nicht mit dem Strick um den Hals“ entlarvt die Grausamkeit des Regimes und bekräftigt die Würde des iranischen Volkes.

Was als Nächstes geschieht, wird das Gewissen der Welt auf die Probe stellen. Einige westliche Regierungen haben die Hinrichtungswelle verurteilt, doch Worte allein stoppen die Schlinge nicht. Erforderlich sind konkrete Maßnahmen – gezielte Sanktionen, diplomatische Isolation und Unterstützung internationaler Ermittlungen.

Der Hungerstreik in Ghezel Hesar ist mehr als ein Gefängnisprotest; er ist ein Aufschrei aus dem Herzen einer belagerten Nation. Ob die internationale Gemeinschaft hinhört – oder indifferent bleibt –, entscheidet nicht nur über das Schicksal von 1.500 Todeskandidaten in einem einzigen Gefängnis, sondern auch über die moralische Bewährungsprobe unserer Zeit. Die wahre Messlatte der Menschlichkeit zeigt sich nicht in Worten, sondern in der Stille – in der Stille derer, die wegsehen. Heute ist diese Stille Komplizenschaft, denn diese Hinrichtungen sind nicht nur nationale Tragödien, sondern Verletzungen jener internationalen Ordnung, die auf dem Recht auf Leben gründet.